| Allgemeines Spannungsmessungsfehler von DMMs Spannungsnormal mit LT1021 AD584LH Fazit |  | 
 Ein 3-1/2-stelliges Digitalmultimeter zeigt bei einer
      Eingangs-Spannung von 15V im Display '15,00' an. Das suggeriert
      eine Messgenauigkeit von 10 mV, also von 0,07% bzw. 666ppm. 
      Ein 4-1/2-stelliges Digitalmultimeter zeigt bei einer
      Eingangs-Spannung von 15V im Display '15,000' an. Das suggeriert
      eine Messgenauigkeit von 1 mV, also von 0,007% bzw. 66ppm. 
Das täuscht! Die meisten DMMs haben eine Messgenauigkeit von 0,3%+1Digit. Spitzengeräte schaffen 0,05%+3Digit. Die letzte Displaystelle ist also überflüssig, und ein 3-1/2-stelliges Display wäre stets ausreichend.
Der Messfehler eines DMMs wird mit der Zeit immer größer. Ich habe mir meine DMMs einmal genauer angeschaut, und bei 10 Jahre alten 4-1/2-stelligen DMMs Spannungsmessfehler von bis zu 0,5% festgestellt. Dabei war der Messfehler in allen Spannungs- und Strommessbereichen nahezu identisch. Das Problem liegt also nicht in den Spannungsteilern für die Messbereiche des DMMs, sondern im ADC (analog digital converter) der in allen Messbereichen letztendlich den analogen Messwert in einen digitalen Zahlenwert wandelt.
Jeder ADC benötigt eine Referenzspannungsquelle, mit deren Spannung er die Messspannung vergleicht. Diese Referenzspannungsquelle driftete offensichtlich im Laufe der Jahre. Um die optimale Messgenauigkeit des DMMs wieder herzustellen, ist es nötig, den ADC des DMMs zu kalibrieren. Dafür speist man in das DMM eine bekannte hochgenaue Spannung ein, und misst sie mit dem DMM. An einem Einstellpotentiometer innerhalb des DMMs wird dann solange justiert, bis der vom DMM angezeigt Messwert mit der eingespeisten Spannung übereinstimmt.
Richtige Kalibrierlabore messen den Fehler des DMMs in allen Messbereichen, und innerhalb jedes Messbereichs für mehrere Messwerte, aber ich hatte ja schon festgestellt, dass es meistens ausreicht den ADC zu kalibrieren, und dafür ist nur die Kalibrierung in einem Messbereich nötig. Da jeder ADC primär ein Spannungsmesser ist, sollte die Kalibrierung in einem Spannungsmessbereich stattfinden. Dabei sollte die zu messende Referenzspannung nicht am Anfang eines Messbereichs, sondern möglichst weit oben im Messbereich liegen.
 Für die Kalibrierung benötigt man eine Referenzsspannung, die
      genauer ist, als das DMM letztendlich messen soll. 
      Nach einigem Suchen stieß ich auf den Schaltkreis LT1021 von Linear
      Technology (erhältlich bei Reichelt). Das ist eine
      Referenzspannungsquelle, die es für mehrere Spannungen (5V, 7V,
      10V) und in mehreren Genauigkeitsklassen (0,05%, 1%) gibt. Alle
      diese Spannungen lassen sich nur mit dem 20V-Messbereich eines DMM
      messen (zusätzliche Spannungsteiler scheiden aus, da ihre Fehler
      zu hoch sind). Im Interesse einer hohen Genauigkeit kommt nur die
      10V-Ausführung mit 0,05% Spannungsfehler als Referenzquelle in
      Frage. 
Dieser Typ heißt LT1021CCN8-10 und kostet bei Reichelt weniger als
      7€. 
       
      
| Ausgangsspannung | 9,995 .. 10,005 V | 
| Temperaturdrift (0°C..100°C) | < 1 mV | 
| Ausgangsspannungsdrift bei Ausgangsströmen bis 10 mA | < 1 mV | 
| min. Eingangsspannung | 11,5 V | 
Der LT1021CCN8-10 hat ohne spezielle Maßnahmen eine
      Ausgangsspannungsgenauigkeit von 500ppm bzw. 0,05%. Für die
      Kalibrierung 3-1/2-stelliger DMMs reicht das aus. Für 4
      1/2stellige DMMs ist das etwas knapp, aber eine bessere
      Spannungsquelle konnte ich nicht finden (zumindest nicht im
      normalen Bastlerhandel für kleines Geld). 
      Der LT1021CCN8-10 verfügt zusätzlich noch über einen
      Trimm-Eingang, mit dem sich die max. 5 mV Ausgangsspannungsfehler
      wegjustieren lassen, wenn man denn zum Vergleich eine noch bessere
      Referenzspannung finden sollte. Wenn man
        keine bessere Referenzspannungsquelle zum Nachjustieren findet,
        sollte man Pin 5 des LT1021 frei lassen, damit wenigstens der
        Fehler nicht größer als 0,05% verregelt wird. 
       
      
|  | Das nebenstehende Bild zeigt das Ergebnis meiner
              Bemühungen. Von 5 DMMs weichen 4 untereinander nur noch um
              0,1% ab. Da die Referenzspannung einen Fehler von
              höchstens 0,05% hat, ist der Messfehler nun auf 1..2 Digit
              begrenzt. Ein DMM konnte ich nicht kalibrieren, da ich
              nicht herausfand, welcher der internen Einstellregler für
              den ADC zuständig  ist. Um nichts zu
              ver-schlimm-bessern, habe ich an diesem Gerät nichts
              verstellt, und lieber einen Aufkleber mit der prozentualen
              Abweichung aufgeklebt. Der Messfehler der DMMs mag in anderen Messbereichen größer sein, aber die Hauptursache für alle Messabweichungen wurde erfolgreich beseitigt. | 
| Spannung | Toleranz [mV] | Toleranz [%] | Messwert [V] | 
| 2,5V | 2,5 mV | 0,1% | 2,49994 V | 
| 5,0V | 3 mV | 0,06% | 5,00303 V | 
| 7,5V | 4 mV | 0,053% | 7,50551 V | 
| 10V | 5 mV | 0,05% | 10,00794 V | 
 In der täglichen Bastelpraxis reicht sicherlich eine
      Messgenauigkeit von 1% aus. Die lässt sich auch ohne
      'Kalibrierung' erreichen. Wichtig ist es aber, dass alle DMMs im
      Bastellabor den gleichen Messfehler aufweisen, ansonsten erhält
      man spätestens bei Messungen, an denen mehrere Messgeräte
      beteiligt sind automatisch größere Fehler (z.B. Messung des
      Wirkungsgrades eines Transverters mit insgesamt 4 DMMs, 2 mal
      Spannung und 2 mal Strom). 
      Wenn man seine DMMs also ohnehin abgleichen muss, dann kann man
      das gleich richtig machen, und dafür ist meine
      Referenzspannungsquelle geeignet.
      Das China-Modul eignet sich für den Bastler genauso gut und ist
      mit weniger als 5€ (shipping included) so preiswert, dass sich
      Selbstbau kaum noch lohnt.